Mal ohne Strom, mal ohne Bläser

"Open Ear"-Festival mit drei Bands und abwechslungsreicher Musik hinter dem Deich in Bremerhaven.



Bremerhaven (jt). Für einen Tag ließ der Rock Cyclus auf dem Platz vor dem "Lloyds" am Neuen Hafen die Deichbühne wieder auferstehen. Mit anspruchsvoller und abwechslungsreicher Musik setzten drei Bands ein Glanzlicht bei der Langen Nacht der Kultur.

Der Wind war der größte Gegner von Little Fiets. Zu Beginn des Konzerts heulte er durch die Mikrofone und zwang den Tontechniker die Anlage so leise zu stellen, dass man schon ganz genau hinhören musste, um die Feinheiten der Musik herauszuhören. Doch für diese Mühe belohnte die Band den Zuhörer mit Latin-Hits und Oldies, die man so noch nicht gehört hatte. Was als Partygag begann, wurde für Dieter Eicke (Gitarre), Stefan Koppetsch,(Akkordeon), Thorsten Janssen (Bass) und Leif Ebermann (Percussion) zur Leidenschaft. Songs von Gerry Rafferty, Carlos Santana, Softcell und Depeche Mode wurden pfiffig in Akustik-Nummern verwandelt und bekamen so ein ganz neue Qualität.

Jonas Baumeister, eigentlich Sänger bei der Bremer Reggae Formation Agreenation, reiste zum mit seinem Kollegen Mario Vavarikés an. Gleich vom ersten Ton an fesselte das Duo das Publikum mit zwei Gitarren und erstklassigem zweistimmigem Gesangslinien. Die Mischung aus Reggae und Singer/Songwriter Titeln aus eigener Feder benötigen keine zusätzliche Klangfarbe durch andere Instrumente. Dabei treten die Bremer erst seit etwas über einem Jahr gemeinsam unter dem Namen Coffee auftreten.

Dagegen sind Estrepito Banditos schon alte Hasen. Im Jahre 2001 gegründet, widmeten sich die Holzmindener Ska-Formation auf über 400 Auftritten den uptempo Off Beats aus Jamaika. Uffta Uffta heißt einer ihrer Titel und das charakterisiert ganz gut den Stil der Musik. Der Auftritt unterstrich auch ihre Botschaft, das Leben nicht so schwer zu nehmen. Kurz vorher hatte der Gig noch auf der Kippe gestanden. Zum ersten Mal in Bremerhaven gebucht, erkrankten beide Bläser. Die sind für diese Musik doch essentiell wichtig. Kurzentschlossen arrangierte die Band deshalb die Songs neu und ersetzte Trompete und Posaune stellenweise durch ein Kazoo. Erst der spät einsetzende Nieselregen machte der Tanzlust im Publikum ein Ende.

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Das lässt eigentlich auf mehr gute Konzerte dieser Art hoffen. „Gerne“, stimmt Klaus Friedrichs, 1. Vorsitzender des Rock Cyclus Bremerhaven zu. „Sobald wir eine eigene feste Bühne haben. Der Aufwand für ein solches Konzert, der Transport, Aufbau, und Abbau des ganzen Materials, ist mit ehrenamtlichen Helfern sonst nicht mehr zu bewältigen“



Veröffentlicht im Journal der Nordsee Zeitung vom Sonnabend, 13. Juni 2009